Bis zum Schluß

Wir sind sehr schnell. Wahrscheinlich fällt mir das nur auf, weil wir schon das zweite Mal die Landebahn von Sumba anfliegen. Beim ersten Versuch sprang die Propellermaschine wie ein Flummi von der Landebahn zurück und der Pilot startete noch einmal durch. Der zweite Versuch klappt besser, aber am Ende sind auch nur noch 20 Meter Landebahn übrig bevor das Flugzeug dreht und zum Terminal zurück rollt. Als einziger Tourist stehe ich etwas verloren zwischen den anderen 55 Passagieren und froh als ich eine Fahrgelegenheit in die Stadt Waingapu auftreiben kann. Außer ein paar Überlandbussen gibt es hier keine öffentlichen Transportmittel. Erstaunlicherweise spricht die Frau an der Rezeption des Hotels sogar ein bisschen deutsch. So erfahre ich, dass das Restaurant gerade renoviert wird und dass es keinen Motorradverleih gibt. Aber einer der Arbeiter die gerade das Restaurant renovieren leiht mir seinen Roller für den nächsten Tag. Vorher lasse ich mich noch von einem Guide zu einer kleinen Tour überreden. Immerhin spricht er ein paar Brocken Englisch. Er bringt mich zu einer Ikat Manufaktur, wo mit einer speziellen und zeitraubenden Webtechnik Umhänge und Wandteppiche hergestellt werden. Ganz nett, aber kaufen will ich so was nicht. Weiter geht es zu einem kleinen Dorf, eher einer Dorfgemeinschaft, die noch in traditionellen Häuser lebt und ein ausgeprägtes Traditionelle Hütte auf SumbaKastensystem hat. Bei dem Besuch in solch einem Dorf muss man erst einmal beim König vorsprechen und bekommt die furchtbar bitter schmeckende und die Zähne rot färbende Bethelnuss angeboten. Als Gastgeschenk wird meist auch Bethelnuss überreicht. Ein kleiner Schein tut es in meinem Fall auch. Zumal der König ohnehin schon unter seinem riesigen Steingrab liegt. Das ist eine weitere Besonderheit auf dieser Insel. Die Könige werden unter zum Teil riesigen massiven Steinplatten mitten im Dorf beerdigt. Heute machen Kran und Lastwagen die Arbeit. Früher wurde die Steine auf Baumstämmen zum Dorf gerollt. Geblieben ist die Tradition die Beerdigungen als riesiges Fest auszurichten. Je nach Berühmtheit und Größe des Königs können da schon mal 1000 Menschen zusammenkommen.
Mit dem geliehenen Roller fahre ich am nächsten Tag zwei weitere Dörfer ab, die sich jedoch sehr ähneln und ohne Dolmetscher schwierig zu erkunden sind. Die Landschaft im Osten der Insel gibt nicht wirklich viel her und so entscheide ich mich für eine rasche Abreise. Die Insel wird nur alle paar Tage von Schiffen angelaufen und länger als nötig will ich hier nicht bleiben. Ein Schiff fährt glücklicherweise schon am nächsten Tag. Um 7:00 Uhr stehe ich pünktlich am Hafen und schaue zusammen mit ca. 300 Anderen aufs Meer. Viele testen ihr Englisch an mir, aber mehr als „Hello, how are you“ ist meist nicht drin. Immerhin verklickert mir jemand, dass das Schiff vermutlich erst gegen 17:00 Uhr kommt. Die Stadt ist ein paar Kilometer weg und auch nicht wirklich geeignet sich dort die Zeit zu vertreiben. Also suche ich mir ein kühles Plätzchen in der verdreckten Wartehalle, setze mich auf meinen Rucksack und beantworte die immer gleiche Frage: „Hello, how are you“ Die Antwort ist immer die gleiche, obwohl sie nach einiger Zeit glatt gelogen ist. Endlich taucht das Schiff am Horizont auf. Anlass zur Freude bietet dieser Seelenverkäufer jedoch kaum. Ich schiebe und drängle mich wie alle an Bord nur um festzustellen, dass die ganzen Liegeplätze schon belegt sind. Aber so weit unten im Bauch dieser Rostlaube wollte ich mich ohnehin nicht auf eine klebrige braune Kunstledermatte legen. Glücklicherweise finde ich direkt neben einem Ausgang zum Oberdeck noch einen freien Liegesessel. Etwas zugig, aber immerhin weit genug weg von der bestialisch stinkenden Toilette. Zu der regulären Fahrzeit von acht Stunden, kommen noch weitere vier Stunden Verspätung. Immerhin erreichen wir die Insel Flores nicht im Rettungsboot. In Ende, der Anlegestelle auf Flores, ist meine Tortour allerdings noch nicht vorbei. Ich beiße die Zähne zusammen und setzte mich noch für weitere 5 Stunden in einen Minibuss nach Bajawa. Den restlichen Tag verbringe ich verständlicherweise mit Ausruhen. Abends treffe ich noch ein deutsches Pärchen und einen in Kasachstan lebenden Engländer und verabrede mich zu einer Erkundungstour für den nächsten Tag. Wir mieten uns zwei Roller und fahren über kurvige Straßen durch schöne, vom Vulk
an Gundung Inere dominierte  Landschaften. Wie auf Sumba gibt es auch hier alte traditionelle Dörfer zu besichtigen. Das erste Dorf ist touristisch bestens erschlossen und viel besucht. Vor jedem Haus wird Ikat oder sonst etwas verkauft wasich nicht brauche. Ein paar Kilometer weiter geht es schon gemütlicher zu. Und so sitzen wir über eine Stunde auf der Terrasse bei einer alten Frau die sich mit Schraubenzieher und Plastikrohr ständig neue Mischungen Bettelnuss zubereitet. Wir verstehen uns zwar nicht, genießen aber alle die Ruhe und den Schatten der Veranda. Das scheint auch allen zu reichen. Flores-Dorf

Etwas später finden wir noch eine Stelle im Wald, wo zwei Bäche zusammenfließen. Der eine ist kalt wie ein Bergsee, in dem anderen könnte man Eier kochen. Kurz nach dem Zusammenfluss lädt eine Vertiefung zum baden ein. Je nach Strömung kommt es mal kalt, mal angenehm warm oder so heiß, dass man den Platz wechseln muss.
Wieder fahre ich fast 10 Stunden im Minibus durch das schöne, grüne Flores bis an die westliche Küste. In Luban Bajo geht schon lange keiner mehr selber fischen. Die vielen Restaurants, des ehemalig kleinen Fischerorts, müssen den Fisch in den Nachbargemeinden besorgen. Das Geschäft mit den Touristen bringt mehr ein. Durch die Nähe zu den Inseln Komodo und Rinca, haben die alten Fischer ihre Boot umgebaut und fahren jetzt Touristen und Taucher durch die Gegend. Immerhin ist die Bootfahrt nach Lombok günstiger als der Flug. Und man bekommt unterwegs noch die Möglichkeit auf Rinca die Warane zu sehen. Kaum auf der Insel sehen wir auch schon einen dieser Riesen vor der Küche des Camps. Zum Glück findet der Guide noch einen weiteren Waran ein paar hundert Meter entfernt im Gras. Bei beiden handelt es sich um wilde Tiere, aber so inmitten des Lagers wirkt der fast 250cm lange Waran fast wie im Zoo. Vorsicht ist dennoch geboten, den die Warane können sogar Wasserbüffel zur Strecke bringen. Meist sterben die Büffel nach einer Waranattacke nicht an den Wunden, sondern zwei Wochen später an einer Infektion durch ein Gift das der Waran beim Biss überträgt. Mit ihrer guten Nase verfolgen die Warane das Tier so lange bis es stirbt.Waran III

Angenehmere Zeitgenossen finden wir ein paar Bootsstunden weiter beim Schnorcheln. In der einsamen Bucht ist das Riff noch in Ordnung und die Vielfalt der Fische beeindruckend. Leider ist der Wasserspiegel niedrig, so dass viele sich an Korallen schneiden als sie darüber hinweg schwimmen. 3 Farben Blau
Trotz teils heftigem Seegang überstehe ich die Fahrt nach Lombok recht gut. Die meiste Zeit liege ich flach an Deck, schlafe und lese viel. Und auch die vorsorglich eingeworfene Medizin trägt sicher ihren Teil zum Gelingen der Fahrt bei.
Auf der obligatorischen Mopped-Erkundungstour überrascht mich Lombok mit sehr schönen Küsten und einem abwechslungsreichen Inland. Manchen Reisenden mit denen ich gesprochen habe, hat es hier gar nicht gefallen. Einmal mehr zeigt sich, dass man sich sein eigenes Bild machen muss. Zugegeben, der Ort Sengiggi ist nicht wirklich hübsch, aber spätestens Kota im Süden überzeugt. Zwar auch touristisch durchorganisiert, aber trotzdem nett und viele schöne Strände in nächster Umgebung. Meine halb volle 20er Sonnencreme die ich von zu Hause mitgenommen habe ist immer noch nicht leer. Ich habe auch kaum Tage am Strand verbracht. Aber jetzt. Immerhin einen Tag halte ich es aus. Länger geht auch nicht, weil mein Flug nach Kuala Lumpur ansteht. Strand bei Kota I
Die malaysische Hauptstadt kenne ich schon von einer früheren Reise. Ein paar Sehenswürdigkeiten klappere ich dennoch ab. Die meiste Zeit verbringe ich allerdings beim Shoppen oder beim Essen. Entgegen meinen Erwartungen ist es hier jedoch nicht so günstig wie erwartet und nachdem ich das letzte Jahr mit nur 15 Kilogramm Eigentum ausgekommen bin, weiß ich auch gar nicht recht was ich den kaufen soll. Also bleibt die Einkaufstüte leer und ich fülle nur meinen Bauch. Durch die vielen verschiedenen Kulturen gibt es an jeder Ecke etwas anderes zu Essen. Und alles schmeckt lecker. Meine Befürchtung, dass während dem Ramadan tagsüber alle Restaurants zu haben stellt sich glücklicherweise als unbegründet heraus. Sicherheitshalber hatte ich mir ein Hotel in Chinatown gesucht, aber auch in allen anderen Stadtteilen gibt es Essen rund um die Uhr.
Bevor ich zu dick werde geht es weiter nach Macau. Diese ehemals portugiesische Kolonie ist mittlerweile wie Hongkong eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China. Durch die vielen kolonialen Gebäude wirkt die Stadt an manchen Stellen wie Lissabon voll mit chinesischen Touristen. Die eigentliche Attraktion sind jedoch die vielen Spielcasinos. Alle großen Ketten sind vertreten. MGM, Wynn, Sands, Venetian und das brandneue Galaxy mit einem 4000qm großen Wellenbad auf der 52000qm großen Dachterrasse. Galaxy Der Umsatz soll sogar noch höher sein als Las Vegas. Natürlich komme auch ich nicht am Spielen vorbei und setzte mich an einen Roulett Tisch. Ausgestattet mit einem todsicheren System 😉 gewinne ich tatsächlich. Meinen Einsatz kann ich in kurzer Zeit vervierfachen und finanziere mir damit den gesamten Aufenthalt in Macau. Die Überlegung mehr Einzusetzen und das gesamte Reisebudget zurück zu gewinnen ist verlockend, aber ganz so viel Vertrauen habe ich zu meinem System dann doch nicht.
Mit einem Schnellboot fahre ich die 50 Kilometer nach Hongkong. Meine letzte Station bevor es zurück nach Hause geht. Die Skyline beeindruckt erneut, die jeden Abend stattfindende Abendstimmung II Lightshow lohnt sich jedoch nicht. Der natürliche Sonnenuntergang vor der künstlichen Lasershow gefällt mir deutlich besser. Kurz vor dem Abflug geht noch ein Taifun der Stärke drei über die Stadt. Ein kleiner Sturm tobt auch in mir. Nach der langen Reise freue ich mich auf zu Hause und finde es gleichermaßen schade, dass dieses tolle Jahr nun zu Ende geht. Den Flug schlafe ich fast komplett durch. In Frankfurt stehe ich eine ganze Weile vor dem Fahrscheinautomat bis ich das Ticket nach Darmstadt korrekt eingegeben habe. Die letzte Etappe nach Stuttgart wollte ich eigentlich mit meinem IWL Roller Bj. 1959 machen. Aber nach 10 Kilometern streikt das Fahrzeug und ich steige um auf die Deutsche Bahn. Nach einer Butterbrezel und einer Roten Wurst mit Senf bin ich dann plötzlich zu Hause. So schnell geht ein Jahr vorbei…

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Von Java und Bali

Wie erwartet empfängt mich Jakarta mit Hitze und Stau. Nicht erwartet habe ich die Freundlichkeit der neuseeländischen Busfahrer die mir seinerzeit auf dem Weg in die Stadt die Sehenswürdigkeiten erklärt haben. Aber dieses indonesische Exemplar ist dann doch zu viel. Im dichten Berufsverkehr schafft es der Busfahrer tatsächlich häufiger laut zu rülpsen als zu hupen. Nach zweieinhalb Stunden Stopp and Go and Rülps im Bus, nehme ich mir an der Endhaltestelle ein Motorrad-Taxi für die restlichen Meter. Mit zwei Rucksäcken und nur einer Fußraste am Motorrad wird die Fahrt auch nicht viel angenehmer als im Bus. Sie ist zumindest kürzer und die letzte Fahrt für heute. Im Hotel finde ich gerade noch rechtzeitig heraus, dass ich das Bett mit Wanzen teile. So ziehe ich kurz vor Mitternacht eben noch einmal um.
Direkt für den nächsten Tag ist der Zug nach Yogyakarta schon Buddha ist überallausgebucht und ich muss einen Tag länger in Jakarta bleiben. Neben dem Nationalmuseum besuche ich noch ein riesiges Elektronikkaufhaus, weil mein Akku am Laptop nicht mehr geladen wird. Der neue Akku funktioniert scheinbar nur im Shop, den zurück im Hotel ist das gleiche Problem wieder da. Immerhin kann ich den Laptop weiter nutzen wenn eine Steckdose in der Nähe ist.
Der Zug ist bis auf den letzten Platz belegt und diesmal ist ein Sitz davon meiner. Im Gegensatz zu den 300 km/h schnellen Zügen der Deutschen Bundesbahn ist dieser 30 km/h Bummelzug voll, sobald alle Sitze vergeben sind. So lässt es sich entspannt reisen. Sogar das Essen wird einem an den Sitz gebracht.

In Yogya, wie Yogyakarta meist genannt wird, finde ich in einer der vielen kleinen Gassen ein Losmen. Diese privaten Unterkünfte sind meist günstig, sauber und bieten durch mehr oder weniger Familienanschluss eine nette Alternative zu billigen Hotels oder Backpacker-Hostels. Hier in Yogya muss ich auch mein Visum verlängern. Bei der Einreise nach Indonesien bekommt man nur 30 Tage zugebilligt. Für dieses riesige Land und die vielen Inseln ist das viel zu wenig. Mit einem gemieteten Roller geht es hinaus Richtung Flughafen zur Imigrasi. Formular ausfüllen, Pass abgeben und in zwei Tagen wieder vorbeikommen meint der freundliche Beamte. Das ich noch kein Flugticket für die Ausreise vorweisen kann stört ihn wenig. Der Tag ist noch jung, der Roller steht vor der Imigrasi und die Tempel von Prambanan sind nicht weit weg. Die Sonne brenntDie aus dem 10 Jahrhundert stammenden hinduistischen Tempel sind UNESCO Weltkulturerbe und der Eintritt sau teuer. Zumal man als Tourist fast den sechsfachen Preis der Einheimischen bezahlt. Mit zwei verschiedenen Kassen versucht man das zu verheimlichen und mein Versuch als indonesischer Albino durchzugehen scheitert kläglich. Die schöne Anlage macht den hohen Preis jedoch vergessen. Zumal der nur wenige hundert Meter entfernt stehende Sewu Tempel im Preis inbegriffen ist. Buddhistisch, aus dem 8ten Jahrhundert, ebenfalls UNESCO  Kulturerbe und menschenleer hat mir diese Anlage sogar noch besser gefallen.
Wie versprochen habe ich zwei Tage später ein frisches Visum im Pass, dass meine maximale Aufenthaltsdauer in Indonesien auf 60 Tage erhöht. Noch am selben Tag fahre ich ohne Zeitdruck die 25 km nach Borobudur. Hier steht der größte buddhistische Tempel auf Java. Borobudur komplettMit 123 Metern Kantenlänge ist diese riesige Stupa natürlich auch UNESCO Weltkulturerbe. Die Verzierungen an den Wänden zeigen das Leben und Wirken Buddhas. Auf den 9 Stockwerke ist der Weg der Erleuchtung in Stein gemeißelt und von mir natürlich komplett beschritten und verinnerlicht worden. Ich bitte dies bei meiner Rückkehr zu beachten 😉 Abgesehen davon ist die Anlage einfach schön. Natürlich von Massen heimgesucht, aber der freie Blick auf die umliegenden Vulkane Merpati, Merbabu, Sindoro und Sumbing ist atemberaubend. Im wahrsten Sinne des Wortes, wenn einer der aktiven Vulkane mal wieder Asche und giftige Gase spuckt. Merpati

Zurück in Yogya organisiere ich meine Tour nach Bali, doch vor der Urlaubsinsel mache ich Halt in Bromo. Hier befindet sich der Bromo-Tengger-Semeru Nationalpark, der hauptsächlich das Tengger Vulkanmassiv umfasst. Die Sonnenaufgangstour ist der beliebteste Ausflug und so ergebe ich mich in mein Schicksal und buche wie viele viele andere auch die obligatorische Jeeptour. Um 3:30 Uhr soll ich vor dem Haus auf den Jeep warten. Zur Sicherheit bin ich natürlich schon ein paar Minuten früher draußen und sehe einen Jeep nach dem anderen den Ort verlassen. Gegen 4 Uhr stehe ich alleine auf der Straße und hüpfe von einem Bein aufs andere. Denn hier, auf knapp 2000 Meter, ist es um diese Uhrzeit empfindlich kalt. Irgendwann kommt ein Moped vorbei und der Fahrer meint ich solle aufsteigen. Ich sage ihm das ich eigentlich eine Jeeptour gebucht habe und bekomme als Antwort „Jeep“ und ein Fuchteln mit den Armen in Richtung Berg. Nach ein paar Minuten holpriger Fahrt frage ich den Fahrer wo den nun der Jeep sei und dies ja wohl der Weg zum Beobachtungspunkt 2. Schulterzucken! Irgendwie versteht er mich nicht. Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, ich ihn ja auch nicht. Am Ende der Fahrt verlangt er eine Bezahlung für eine Fahrt die ich nicht gewollt habe. Mein Ticket für den Jeep hatte ich leider bereits im Voraus bezahlt. Ich bezahle natürlich nicht und wir sind beide reichlich unzufrieden über die aktuelle Situation. Immerhin das verstehen wir voneinander. Die Jeeps unten im Ort sind mittlerweile alle weg und so zuckle ich die restlichen Meter zu Fuß weiter zum Aussichtspunkt zwei um den Sonnenaufgang von dort zu beobachten.Bodennebel  Wie ich nachher erfahre ist hier deutlich weniger los als am Aussichtspunkt 1 wo knapp 100 Jeeps stehen. Der Sonnenaufgang ist ein Spektakel, was sich positiv auf meine Stimmung auswirkt. Zugegebenermaßen sind die Bilder die ich später vom Aussichtspunkt eins zu sehen bekomme auch nicht gerade übel. Den Rest schlechte Laune lass ich an dem Tourveranstalter aus und begebe mich wieder entspannt in Richtung Bali. Auch diese Tour entwickelt sich wieder zu einer sehr langen Fahrt, aber zumindest habe ich im Bus mit Isabella aus Österreich eine ausgesprochen angenehme Leidensgenossin.
Die Tage auf Bali vergehen ruhig und entspannt. Die meiste Zeit davon bin ich in Ubud, dem künstlerischen Zentrum Balis. Überall gibt es kleine Boutiquen, schöne Cafés, DrachenHolzschnitzer, Steinmetze und jede Menge Touristen. Die Taxifahrer sind zu müde um jeden Einzelnen anzusprechen und halten meist nur noch laminierte Schilder mit „Taxi“ in die Luft wenn man vorbei läuft. Wenn Abends die vielen Tagestouristen aus Ubud abgereist sind, kann man den kleinen Ort wieder genießen. Dann passt die entspannte Stimmung zu den vielen kleinen Tempeln und den Opfergaben die vor vielen Geschäften liegen wieder zusammen. Für drei Tage miete ich mir mal wieder einen Motorroller um die Insel zu erkunden. Nach den Erlebnissen in Ubud lasse ich die Touristenhochburgen Kuta und Sminyak links liegen und versuche ruhigere Orte zu finden. Tatsächlich finde ich Dinge weit ab vom üblichen Programm. Mir fällt in einer Seitenstraße eine Wettverrücktegroße Menge von Motorrollern auf und schaue nach. Stimmen, Geldscheine und Federn fliegen durch die Luft und ich stecke plötzlich mitten in einem Hahnenkampf. Es wird gewettet was das Zeug hält. Sieg oder Niederlage. Unentschieden gibt es hier nicht, denn an einem Fuß trägt jeder Hahn eine ca. 5cm lange Klinge. Selbst dem Sieger wird oft an Ort und Stelle der Kragen umgedreht wenn die Verletzungen zu schwer sind.
In Candidasa ist der Strand zwar nicht ganz so schön, aber ich finde ein kleines Ressort mit billigen Bungalows und einem Infinity Pool am Meer. Diese scheinbar kantenlosen Schwimmbecken vermitteln einem den Eindruck man könnte direkt ins Meer hinaus schwimmen. Infinity PoolGut erholt und frisch gebadet mache ich mich auf die kurvige Bergstrecke vorbei am Vulkan Agung, vielen Tempeln und Bergseen an die Nordküste von Bali. Im Fischerort Lovina ist der Fisch lecker, der Strand dreckig und der Sand schwarz. Sonnenuntergang in LovinaZugegeben, der Sonnenuntergang war schön. Aber mehr als ein Abendessen hält mich hier nicht und so geht es schon am nächsten Tag über kleine Straßen zurück nach Ubud. Wieder vergehen ein paar entspannte Tage in einem kleinen Homestay wie im Flug. Die  Familie bringt jeden Morgen das Frühstück persönlich zu den sechs Bungalows, zwei Hasen hüpfen über die Wiese und nachdem es ab und zu regnet ist die Veranda mit Blick auf den kleinen hinduistischen Tempel im Garten schnell mein Lieblingsplatz. Doch der Entdeckerdrang meldet sich irgendwann und ich buche   einen Flug auf die touristisch kaum erschlossene Insel Sumba.

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Von Menschen und Affen und Menschenaffen

In meinem fünf Jahre alten Südost-Asien Reiseführer, den ich im Tausch gegen einen langweiligen Roman bekommen habe, steht nichts Gutes über Medan. Nachdem aber nun mal mein Flugzeug hier landet, bleibt mir keine Wahl. Glücklicherweise treffe ich bei der Einreise die Engländer Matt und Ben. Matt war schon einmal hier und hat, um sich Medan zu sparen, vorab einen Transport direkt ab dem Flughafen organisiert. Im Wagen ist reichlich Platz, wir haben das gleiche Ziel und so begleite ich die beiden. Soweit ich es bei der Fahrt durch Medan erkenne, hat sich in den letzten fünf Jahren nicht viel geändert. Die Stadt ist immer noch hässlich. Einmal aus dem Gewühl heraus, geht es auf kleinen Straßen durch unendlich große Palmenplantagen. Unser Fahrer steht offenbar auf alte Rockmusik und so haben wir das zweifelhafte Vergnügen die ersten vier Stunden der langen Fahrt Scorpions zu hören. Immerhin wechselt die Musik rechtzeitig und passend vor dem Erreichen des kleinen Orts Bukit Lawang. Guns N Roses: Matt im MatschWelcome to the jungel. An einem Feiertag wie heute platzt der Ort jedoch von einheimischen Tagestouristen. Es ist zwar lustig mit den vielen freundlichen Indonesiern, aber zu einem Ort am Rande des Dschungels passt die Stille und die ständigen Stromausfälle irgendwie besser. Abend wird auch nicht die Glotze angestellt oder der Computer herausgeholt. Statt dessen spielt man zusammen Karten oder Schach und die Tourguides machen mit der Gitarre den Soundtrack dazu. Der abendliche Starkregen stimmt mit seinem Prasseln auf den Wellblechdächern mit ein und macht gleichzeitig die Kehrwoche.

Der Gundung Leuser Nationalpark liegt im wahrsten Sinne vor der Haustür. Matt erzählt mir, bei seinem letzten Besuch hatte er einen Handteller-großen Skorpion im Zimmer. Bevor man also die Schuhe schnürt, sollte diese erst mal ausgeklopft werden. Unser Guide führt uns direkt hinter dem Hostel in den Wald. Zuerst sind noch eine Gummibaumplantage zu durchschreiten, aber bald ist die Parkgrenze erreicht. Der Weg ist ein unbefestigter Trampelpfad und macht die Sache in der unendlich schwülen Luft nicht leichter. Nicht nur wegen den rutschigen Pfaden, auch wegen der zu erwartenden Blutegel sind feste Schuhe Pflicht. Trotz Mückenspray fallen die Moskitos über uns her. Für lange Kleidung ist es viel zu warm. Zum Glück sind das nicht die einzigen Tiere. Schon kurz nach der Parkgrenze treffen wir auf Thomas-Blatt-Affen. Thomas-Blatt-Affe IIMit ihren zweifarbigen Haaren und dem Irokesenschnitt sind sie die Punker des Waldes. Und sie verhalten sich auch so. Frech und ziemlich unerschrocken kommen sie ganz schön nahe heran. Kaum ein paar Meter weiter hängen schon die nächsten Primaten im Baum. Orang VIAuch hier gibt es Orang Utas und auch hier sind es meist umgesiedelte, halbwilde Tier die durch die riesigen Plamölplantagen ihre Heimat verloren haben. Die meisten sind ziemlich scheu, aber einige haben sich an die Menschen gewöhnt. Etwas später steht auf unserem Matt als GeiselWeg plötzlich ein Weibchen an dem wir uns im dichten Wald regelrecht vorbei drücken müssen. Bei Matt packt sie zu und umklammert seinen Arm. Erst im Tausch gegen ein paar Möhren und etwas Ananas kann der Guide Matt wieder freikaufen.

Bei einer Rast an einem kleinen Wassertümpel entdecken wir zwei Weichpanzer-Schildkröten. Nach ein paar weiteren Stunden durch den stickig heißen Wald kommen wir endlich im Camp an. Direkt am Fluss gelegen kann die idyllische Lage nicht über die spartanische Ausstattung hinwegtäuschen. Unsere Hütte besteht aus vier Ästen, einer Plastikplane und dünnen Isoliermatten als Bett. Aber so ist das nun mal in einem 1000 Sterne Hotel im Dschungel. Während wir die Gegend erkunden und im Fluss baden, zaubern die Guides mit einfachsten Mitteln ein tolles Essen.

Nach einer erstaunlich guten Nacht schauen wir am nächsten Tag einen kleinen Wasserfall an, bevor der heimliche Höhepunkt der Tour ansteht. Der nächtliche Regen hat den Fluss weiter anschwellen lassen, so dass der Rafting Tour noch etwas sportlicher ausfällt. Wir haben allerdings kein Boot. Die Guides basteln aus  fünf aufgeblasenen LKW-Schläuchen jedoch einen mindestens gleichwertigen Ersatz. Ein Seilgeflecht verhindert, dass wir durch die Reifen rutschen und die Isomatten auf denen wir geschlafen haben, machen es fast bequem. Rafting IAllerdings nur so lange bis die ersten Stromschnellen kommen. Jeder krallt sich irgendwo fest um nicht aus dem Boot geschleudert zu werden. Es ist ein riesen Spaß so den Urwald an sich vorbeiziehen zu sehen und nach einer dreiviertel Stunde auf dem Fluss wieder in Bukit Lawang anzukommen. Hier treffe ich durch Zufall Lucas wieder. Den Spanier und seine Freundin hatte ich 6 Wochen vorher auf den Philippinen kennen gelernt. Die Freundin muss mittlerweile wieder in Spanien arbeiten, aber Lucas hat noch mehr Zeit. Nachdem Matt und Ben noch in Bukit Lawang bleiben schließe ich mich  Lucas, Michael aus der Schweiz, Dave aus Australien und Sara aus Kanada an. Am Lake Toba, dem größten und tiefsten See in Asien, kommen noch drei Holländerinnen und eine Italienerin mit dazu. Um die Truppe noch internationaler zu machen und wegen der Ortskenntnis nehmen wir auf unsere Tagestour mit den gemieteten Motorrollern, kurzerhand noch eine indonesische Bedienung aus einem Restaurant mit. Mit sechs Motorrollern kurven wir gemütlich um die im Lake Toba gelegene Insel, bis uns eine Baustelle stoppt. Um nicht den gleichen Weg zurück zu fahren entscheiden wir uns die „Abkürzung“ über den Berg zu nehmen. Die Straßen haben sich nach einer Weile zu grob geschotterten Wanderwegen verändert und vor dem einsetzenden Regen können wir gerade noch in eine Hütte fliehen. Orientierung ist mittlerweile noch noch nach Himmelsrichtungen und Dank Lucas Handy möglich wo wir unsere aktuelle Position mit Google Maps bestimmen können. Die Italienerin Flo stürzt im Minutentakt, wir sind auf 1600 Meter, leichter Regen und es ist kalt. Bis auf Sara hat niemand eine Jacke dabei. Wenn wir mal wieder vor einem Wasserloch stehe und überlegen wie wir da mit den Rollern durchkommen, zittern alle unkontrolliert in T-Shirt und Shorts. Nass, kalt und hungrigMichael verliert beim Versuch den Roller durch ein Schlammfeld zu fahren seinen rechten FlipFlop. Drei Meter weiter liegt ein anderer Schuh im gleichen Matschloch, so dass der alte gar nicht erst gesucht wird. Die Zeit drängt, den langsam wird es dunkel und  die meisten fahren schon einige Zeit auf Reserve. Irgendwann tauchen Flo und Lucas nicht mehr auf. Mit Dave fahre ich auf einem Roller zurück um Flo beim Fahren abzulösen. Die Idee hatte auch schon Lucas, da Flo trotz der von Sara überlassenen Jacke total fertig ist. Jetzt haben wir allerdings einen Fahrer zu wenig. Also bringe ich Sara in der Dunkelheit kurz die Kniffe des Rollerfahrens bei und los geht es. Als wir wieder den Asphalt erreichen wird gejubelt. Auf dem Weg ins Tal stürzt Dave auf Rollsplitt und Sara verpasst eine Kurve und landet im Gebüsch. Aber alle bleiben einigermaßen heil. „Abkürzungen“ sind nicht immer schneller, Sara kann jetzt Roller fahren und die Indonesierin Mee macht nie wieder eine Tour mit Ausländern. Dann haben wir ja alle mal wieder was gelernt.         

Nicht wegen der Rollertort(o)ur, sondern wegen verschiedenen Reiserouten, sind wir in Bukittingi nur noch zu Dritt. Dafür kommt der Engländer John mit ins Boot. Beziehungsweise auf der Roller, den auch hier bieten sich Ausflüge an. Mit kleinem Gepäck starten wir von Bukittingi aus, zwei Zwei-Tages-Ausflüge. Der erste führt Sara, Lucas, Ben und mich in das schöne Harau Valley. Zuerst fahren wir jedoch über den nahe liegenden Equator. In Ecuador habe ich diese berühmte Linie irgendwie verpasst. Und im Endeffekt ist ja auch nur eine Linie. Also fahren wir weiter um eine Rafflesia aufzuspüren. Im Gegensatz zu Borneo schaffe ich es diesmal die Pflanze scharf abzubilden. Eine kleine Bambushütte wird unser zu Hause im Harau Tal. Überall sind auch hier Reisfelder zu sehen. Das intensive Grün und die Geometrie der Felder begeistern mich deutlich mehr wie wenn das fertige Produkt auf meinem Teller liegt. Spätzle wären mal wieder toll. Schlamm als Sonnenschutz mit LF 100

Der zweite Ausflug führt uns östlich von Bukuttingi zum Lake Minijao. Die kleinen Hütten sind idyllisch am Ufer gelegen. Den Abend verbringen wir mit einem Fuß-Volleyball-Match gegen die Angestellten der Bungalow-Anlage. Vermutlich spucken sie uns danach ins Essen, denn gegen drei Fußball-Nationen (Deutschland, England und ähh, ach ja, Spanien) haben die Indonesier natürlich keine Chance. 44 Kehren geht es den Berg hinauf bevor wir wieder zurück nach Bukuttingi rollern. Lucas geht zum Tauchen, Ben nach Australien zum Arbeiten und ich fliege mit Sara nach Jakarta wo sie eine Freundin aus Kanada besuchen kommt. Mal sehen was mit Java bietet. 

Jede Menge neue Bilder unter Fotos / Sumatra

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Borneo

Borneo. Bei diesem Wort kommen mir automatisch Bilder von unberührtem Dschungel, wilden Tieren und Schrumpfköpfen in den Sinn. In Kuching lande ich aber erst einmal in einer typischen, mittelgroßen asiatischen Stadt. Chaotischer Verkehr, notorisch überfüllt und eher wenig attraktiv. Das kleine Zentrum von Kuching ist allerdings durchaus sehenswert. Kuching bei NachtEin breiter Fluss trennt die Altstadt von  dem Abends beleuchteten Regierungssitz. Es ist Samstag Abend, Bands spielen auf der Promenade und es gibt wie überall in Asien an jeder Ecke was zu Essen. In fast allen Häusern gibt es kleine Geschäfte oder Werkstätten, so dass auch tagsüber ein Spaziergang lohnt. Schon bei der Fahrt vom Flughafen sind mir an verschiedenen Kreisverkehren die übergroßen und meist recht hässlichen Skulpturen von Katzen aufgefallen. In der malaysischen Sprache steht kucing für Katze und so wird kräftig Marketing gemacht. T-Shirts, Tassen, Schlüsselanhänger und alles was mit einem Katzenmotiv bedruckt oder zu einer Katze geformt werden kann wird verkauft. Sogar ein Katzenmuseum gibt es hier. Wegen einem Feiertag ist es leider geschlossen. Vielleicht hätte ich dort die Antwort gefunden warum diese Stadt so benannt wurde.
Dafür erzählt mir Lindi, die schwedische Inhaberin des Treehouse Bed & Breakfast, dass derzeit eine Rafflesia blüht. Diese Schmarotzer-Pflanze hat die größte Blüte der Welt und ist recht selten. Zur Entwicklung benötigt die Blüte mehrere Monate oder gar ein Jahr, blüht dann aber nur 4 bis 7 Tage. Mit einem klapprigen Rafflesiaöffentlichen Bus fahre ich aus der Stadt in den hauptsächlich wegen dieser Pflanze angelegten Gunung Gading Nationalpark. Nach einem 15 Minuten Spaziergang stehe ich dann vor der Rafflesia und verwackel, vermutlich wegen der holperigen Busfahrt, alle Bilder. Denn geblendet von der einzigartigen Schönheit der Blüte war ich sicher nicht.
Zurück im Treehouse rüste ich mich für die nächste Exkursion. Im Bako Nationalpark soll man gut Nasenaffen beobachten können. Und tatsächlich bekomme ich schon bei meiner ersten Wanderung durch den heißen Tieflanddschungel ein paar dieser Tiere zu sehen als sie in den Bäumen von Ast zu Ast schwingen. Zur gleichen Zeit rennen anscheinend auch ein paar Affen direkt durch das Camp in dem ich mich für eine Nacht eingemietet habe. Hätte ich mir die schweißtreibende Wanderung auch sparen können. Für eine Nachtwanderung schließe ich mich einer Gruppe mit Guide an. Gut so, denn wahrscheinlich hätte ich mich im dichten Wald verlaufen und kein einziges Tier entdeckt. So sehe ich Schlangen, Spinnen, Frösche und den bunten Kingfisher.Kingfisher II Nach den vielen Tieren an Tag Eins, bleibt am zweiten Tag Zeit für die schönen Buchten und Wälder des Parks.
Wieder in Kuching miete ich mir einen Motorroller und fahre zur Orang Uta Station in Sepilog. Dort wird Affen geholfen, die durch illegale Abholzung ihr Revier verloren haben. Zwei mal am Tag ist Fütterungszeit und die Extra-Bananen holen sich einige der ansonsten frei lebenden Orang Utan gerne ab. Orang Uta bei FütterungErstaunlich wie menschlich diese Affen wirken. Und so beobachten sich Mensch und Tier mit scheinbar gleichem Interesse. Manche essen dabei sogar das gleiche.
Danach fahre ich zu den in der Nähe stehenden Langhäuser. Hier ist mir aber zu viel Trubel und die Siedlung ist auch nicht wie ich sie mir vorgestellt habe. Das auch hier die moderne Welt eingezogen ist, wusste ich aus dem Reiseführer. Das allerdings auch die Architektur der Häuser kaum noch zu erkennen und nur die Idee der Gemeinschaft übrig geblieben ist, enttäuscht mich etwas. Tiefer im Wald ist das wohl alles noch zu finden und ich überlege kurz ob ich dort hin soll. Doch die angebotenen Touren sind ziemlich teuer und die Bilder der Reiseveranstalter nicht wirklich verlockend. Es ist wie immer eine Gratwanderung zwischen Entdecken und Zerstören. Ich habe keine Lust auf einen menschlichen Zoo, in dem sich Reisegruppen in lustigen Posen neben „wilden Urwaldmenschen“ ablichten lassen. Manchmal komme ich mir zwar genauso vor wenn Einheimische mit dem großen weißen Mann ein Foto machen wollen, aber ich habe einen anderen Hintergrund und kann damit vermutlich besser umgehen. Dann schaue ich mir das ganze eben im Museum an.
Dafür kommt mir die Redensart „geh doch dahin wo der Pfeffer wächst“ wieder in den Sinn. In den Geschäften steht der berühmte Sarawak-Pfeffer überall zum Verkauf. Eine Plantage die man selbstständig besichtigen kann finde leider nicht. Zumindest habe ich den Dschungel und die Tiere gefunden die ich mit Borneo verbunden habe. Auch wenn der Dschungel nicht mehr unberührt und einige Tiere nicht mehr ganz so wild waren. Auch die Schrumpfköpfe gab es nur im Museum zu sehen.
Eigentlich wollte ich weiter in den Norden, nach Sabah und von dort in den indonesischen Teil von Borneo wechseln. Aber die interessanten Touren sind ausgebucht und die wenigen Unterkünfte in den Nationalparks belegt. Das ist der Nachteil  wenn man kurzentschlossen und frei von Terminen unterwegs sein will. Der Vorteil ist, dass man spontan eine neue Idee umsetzen kann. Zum Beispiel nach Sumatra zu fliegen. 

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Inselhüpfen

Die Hitze ist enorm. Ich schwitze schon beim Sitzen. Im Schatten. Vor dem Ventilator. Zeit für einen Ortswechsel.
Um mein nächstes Ziel zu erreichen muss ich die ganze Vielfalt der philippinischen Transportmittel benutzen. Mit einem als Bus getarnten Kühlschrank fahre ich von El Nido zurück nach Puerto Princessa. Tigerair bringt mich nach Cebu, ein Taxi zum Hafen und die Fähre zur Nachbarinsel Bohol. Dort setze ich mich in ein Tricycle, eine Art Motorrad-Rikscha und erreiche, mittlerweile wieder aufgetaut, Alona Beach. Watching days go byDie nächsten Tag bewege ich mich mit der gleiche Geschwindigkeit wie der Schatten der Palme unter der ich liege. Irgendwann ist dann aber genug mit Erholung und Urlaub. Um die Insel zu erkunden miete ich mir deshalb für die nächsten vier Tage ein Motorrad. Schon die ersten Meter fühlen sich gut an. Wieder on the road. Das Leben auf und neben der Straße bekomme ich direkt und nicht durch eine Busscheibe gefiltert mit. In den kleinen Dörfern winken mir die Menschen zu. Ich kann stoppen wo und wann immer ich will und der Fahrtwind kühlt. Herrlich. An den vielen Kiosken ist eine kalte Cola für 16 Euro-Cent meist billiger als Wasser. Essen gibt es an jeder Ecke. Meist leider etwas fettig und ich weiß nicht immer was ich da gerade esse. Vielleicht besser so. Zumindest den beliebtesten nationalen Snack lass ich bewusst aus. Balut, das halb ausgebrütete, gekochte Entenei muss wirklich nicht sein. Anscheinend spürt man beim kauen manchmal schon Knochen.
Über einen Trampelpfad fahre ich zu den Nuts Huts, den verrückten Hütten. Hier ist es aber gar nicht verrückt sondern eher sehr entspannt. Das Restaurant ist auf Pfählen in den Hang gebaut. Aus den Hängematten hat man direkten Blick in die Baumkronen des Regenwalds. Einzig der ohrenbetäubende Lärm der Grillen stört die Idylle. Die Hütten am Flussufer sind aus ganz aus Holz gebaut. Das hat den großen Vorteil, dass die Stechmücken zwischen den Bambus-Wänden auch wieder einen Weg aus dem Zimmer heraus finden. Aber es gibt Moskitonetze und reichlich Geckos, so dass die Nachtruhe nicht gestört wird. Höchstens von den auf das Dach herabfallenden Kokosnüssen. Nuts HutsHört sich vielleicht nicht so gemütlich an, aber die Nuts Huts gefallen mir wirklich gut. Abends wird der parkähnliche Garten und das Flussufer bunt beleuchtet. Es gibt kein Internet und so hängt nicht jeder am eigenen Tisch vor dem Computer, sondern alle sitzen zusammen und reden miteinander. Kurzerhand verlängere ich meinen Aufenthalt in den Nuts Huts und mache meine Ausflüge mit dem Motorrad von hier aus. Am nächsten Tag besuche ich die kleinsten Affen der Welt. Die faustgroßen Koboltmakis Kobolt IIsind im dichten Wald kaum zu finden. In einem eingezäunten Bereich kann man sie dennoch entdecken. Tagsüber kommen diese frei lebenden Tiere hier her um vor Schlangen und Großkatzen geschützt ihre riesigen Augen zu schließen und zu schlafen. Die Guides spüren die Tiere auf, so dass auch ich diese ungewöhnlichen Affen beobachten kann.


Mit meiner Honda XR holpere ich weiter auf kleinen Straßen durch dichten Wald zur Highlight von Bohol. Den Chocolate Hills. Chocolat HillsDer Bewuchs dieser 1268 kegelförmigen Hügel verfärben sich in der Trockenzeit von Grün zu Schokoladenbraun. Daher der Name. Über die Entstehung streiten die Geologen noch. Unterseeische Beben, verwitterter Kalkstein oder geologisch Hebung des Seebodens. Wie auch immer, sieht einfach seltsam aus. Leider nicht essbar.
Durch das kurvige Inland fahre ich zur nächsten Attraktion. Der Strand von Anda ist nicht so berauschend wie erwartet. Nur die teuren Resorts haben schöne Buchten zu bieten. Für mich sind einmal mehr die kleinen Dinge die nebenher am Straßenrand passieren viel interessanter. Oft sind die nicht wirklich fotogen, oder viel zu schnell vorbei. Zum Beispiel der mit Menschen und Waren überladene Bus, Reis der zum trocknen an die Straße gelegt wird, die fünfköpfige Kleinfamilie auf dem Motorroller, ein kurzer Blick in eine einfache Werkstatt, eben das alltägliche Leben auf Bohol.
Mein Alltag ist das Reisen. Dass heißt Rucksack packen und weiterzeihen. Mit dem Schnellboot geht es auf die Nachbarinsel Siquijor, der Heimat von Hexen und Geistern. Eben wegen dieser Gespenster machen nicht viel Philippinos Urlaub auf Siquijor. Vielleicht ist das mit den Hexen aber auch nur ein Trick der Einwohner um die Schönheit der Insel für sich alleine zu haben und die Ruhe zu genießen. Statt Geistern finde ich ein schönes Resort das eigentlich über dem Budget eines Langzeitreisenden liegt. Aber hier gibt es auch ein Dormitory mit 10 Betten zum Schnäppchenpreis. Als einziger Gast genieße ich so den größten Raum im Resort, den Pool und die volle Aufmerksamkeit der zahlreichen Angestellten. Yeah!Und früh morgens ein Handtuch auf eine Liege legen um diese für den ganzen Tag zu blockieren muss ich auch nicht 😉 Irgendwann wird das süße Leben aber zu langweilig und ich leihe mir von einem Angestellten einen frisierten 125er Roller. Der Stummellenker reicht mir gerade mal bis zur Mitte von meinem Oberschenkel. Philippino-Size. Dann geht es eben im Tiefflug über die kleine Insel. Das Ding macht richtig viel Spaß, so dass ich drei Mal nachtanken muss. Tankstelle Jeweils 1,5 Liter aus der Cola-Flasche.
Über Dumaguete geht es zurück nach Cebu. Um drei Uhr nachts lande ich in Singapur. Vor 23 Jahren war ich schon einmal hier. und bin gespannt ob ich etwas wieder erkenne. Um es vorweg zu nehmen: Nein, nichts. Scheinbar alles neu hier. Habe ich das erste Mal noch mühevoll in einer privaten Wohnung in einem Mietshochhaus eine halblegale Unterkunft gefunden, kann ich jetzt zwischen unzähligen Möglichkeiten wählen. Früher streng geahndet, darf man heute auf der Straße Essen und Trinken. Die Prügelstrafe gibt es trotzdem noch. Im Widerspruch dazu, um mich herum nur moderne, spektakuläre Architektur. Technik-MuseumJeder hält sich eine flachbildschirmgroßes Mobiltelefon ans Ohr und in den vielen Einkaufspassagen drängen sich Louis Voutton und Rolex-Läden. Alles nur vom Feinsten. Am Hafen stolpere ich in ein Werbeaktion der dbs-Bank. So komme ich unverhofft zum Bogenschießen und zu einem Drachenbootrennen. Mein Boot gewinnt natürlich und ich habe drei Tage lang Muskelkater in der Schulter. Zum Essen gehe ich wieder zurück nach Chinatown in einen der vielen günstigen Food-Courts. Hier bieten Garküchen alles Mögliche und Unmögliche zum Essen an. Die Preise sind niedrig und so kann man auch mal was probieren und gegebenenfalls stehen lassen wenn es nicht schmeckt. Aber wenn man die Augen zumacht und nur auf den Geschmack vertraut ist der Teller meist leer.
Abends versammeln sich die Feierwütigen am Clarke Quay und ich habe das erste Déjà-vu in Singapur. Bei meinem ersten Besuch im Jahre 1990 saß ich zusammen mit vielen Nationen im Wohnzimmer der Herbergsfamilie und habe die Fußball-WM angesehen. Jetzt steht das Championsleauge Finale bevor steht. Wieder wir Deutschland gewinnen.   

Neue Bilder in Philippinen II + Singapur     

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Ritter der Kokosnuss

In Hongkong erwartet mich ein warmer Empfang. Nicht sprichwörtlich sondern tatsächlich. Trotz der späten Stunde haut mich die schwüle Luft um als ich aus dem Flieger steige. Mit dem öffentlichen Bus, der glücklicherweise klimatisiert ist, geht es über eine 22 Kilometer lange Brücke vom Flughafen in die Innenstadt zum Hostel. Auf dem Weg bekomme ich das erste mal ein Teil der beeindruckenden Skyline zu sehen. Aber zum genießen bin ich zu platt. Leider ist das Hostel auch kein Ort zur Erholung. Im winzigen Sechser-Zimmer steht die Luft. Eigentlich wollte ich in Asien die Sammelunterkünfte hinter mir lassen. Hongkong jedoch ist klein und Platz entsprechend teuer. Haifischflossen und das ganze gute ZeugDafür lernt man auf engem Raum leichter Leute kennen. Und so ziehe ich zusammen mit vier anderen Leuten aus dem Hostel am nächsten Abend durch die Gassen. Sicher liegt es an dem gewählten Stadtteil, dass wir so viele Ausländer, also Nicht-Hongkong-Chinesen, sehen. Downtown ist voll von feiernden Bänkern die bei 80er-Jahre Musik vor den Kneipen stehen. Kein Wunder geht die Wirtschaft den Bach herunter. Wir machen uns auf die Suche nach einer authentischeren Gegend. Später, also viel später, und leider auch viele Schnäpse später, also sehr viele Schnäpse später, dämmert der Tag und ich in der Unterkunft vor mich hin. Erst am Abend raffe ich mich wieder auf und gehe draußen durch die Hochhausschluchten. Wie gesagt ist der Platz in Hongkong beschränkt und so wachsen nicht nur die Häuser in die Höhe. Mit der meiner Information nach einzigen doppelstöckigen Straßenbahn fahre ich zum Pferderennen. Wieder sind sehr viele Ausländer da, die hier scheinbar Ihre beruflichen Netzwerke pflegen. Gewettet und gezockt wird jedenfalls nur von Chinesen. Die Bänker machen das ja ohnehin den ganzen Tag. Wieder mit der hölzernen Straßenbahn geht es vorbei an bunt zuckenden Lichterreklamen zurück ins Hostel. Denn entgegen der Stadt die offensichtlich nie schläft, brauche ich ein paar Stunden Ruhe.
Meine kurze Visite in Hongkong ist nach drei Tagen schon vorüber. Zum Ende meiner Reise komme ich aber noch einmal vorbei. Zu viel gibt es hier zu entdecken. Der abendliche Flug über die beleuchtete Skyline zeigt mir Hongkong  noch einmal von seiner eindrucksvollsten Seite. In den Genuss der Skyline komme ich jedoch nur, weil ich meinen ursprünglichen Flug verpasst habe. Zwei Stunden vor Abflug auf die Philippinen teilt mir der Air Asia Schalterbeamte mit, dass ich ein Ausreiseticket vorweisen muss bevor er mich eincheckt. Mein Ticket von Hongkong nach Frankfurt reicht ihm nicht. Ich brauche ein Ticket von den Philippinen in irgend ein anders Land. Also schnell den Rechner aufgeklappt und los geht’s. Ein günstiges Ticket ist schnell gefunden, aber jetzt macht mir das Verifyed by Visa Bezahlsystem einen Strich durch die Rechnung. Also hin zum Schalter. „Hier kann man nur mit Bargeld bezahlen.“ Ich renne zum nächsten Geldautomat und kauf mir endlich das Ausreiseticket. Zurück bei Air Asia heißt es dann: Boarding completed. Ich werd irre. Als ich meinem Flieger nachschaue wünsche ich heimlich, dass die Möhre abstürzt. Tut sie natürlich glücklicherweise nicht. Dann kauf ich das Ticket von Hongkong auf die Philippinen eben noch einmal und sinke erschöpft in einen Starbucks-Sessel zusammen. Wenn ich schon 55 Euro für einen nicht angetretenen Flug rausschmeiße, dann kommt es auf einen überteuerten Kaffee auch nicht mehr an.
Um 0:45 Uhr lande ich nördlich von Manila in Clark. Mein Ausreiseticket will natürlich niemand sehen. Scheinbar bin ich während dem Flug eingenickt und habe verpasst, wie mich die Queen zum Ritter geschlagen hat. Denn seit meiner Ankunft auf den Philippinen nennen mich alle SIR! Clark ist nicht nur eine Drehscheibe für Billig-Fluglinien, sondern auch der größte Puff der Welt. Bis zu 10.000 Prostituierte sollen hier arbeiten. Ich beziehe ein Zimmer am Ortsrand, welches laut meinem Reiseführer zu den wenigen gehört die nicht stundenweise vermietet werden. Obwohl ich es nur stundenweise gebraucht hätte, denn mein Bus nach Manila fährt früh los. Eigentlich wollte ich Manila meiden. Die Stadt ist wie erwartet ein Moloch. Dreckig, laut und viel zu heiß. Und das Schlimmste ist der Transport in der Stadt. Zusammenhängende Transportmittel gibt es nicht. Die Motorradtaxis rufen unverschämte Preise auf, aber glücklicherweise helfen mir freundlichen Philippinos den Weg mit den billigen Jeepneys zum Terminal meiner Busgesellschaft zu finden. Denn hier gibt es nicht einen Busbahnhof, sondern jede der ca. 20 Gesellschaft hat irgendwo versteckt in einem Hinterhof seine zwei klapprigen Busse versteckt. Mein Bus ist natürlich ausgebucht. Erst auf hartnäckiges Nachfragen bekomme ich einen Klappsitz im Gang zugewiesen. Na immerhin. Die Zeit bis die Nachtfahrt losgeht überbrücke ich in einer Oase der Ruhe. McDonalds. Klimatisiert, es gibt was zu Essen, Internet und werde nicht ständig gefragt ob ich ein Taxi, eine Massage oder sonst irgendwas möchte. Im Bus komme ich auf dem kleinen Sitz natürlich nicht zum schlafen. Zumindest hält der Bus alle 2-3 Stunden, so dass ich mir die Füße vertreten kann. Denn immerhin meine Beine scheinen auf der Fahrt gut zu schlafen. Dafür reift ein Gedanke zur Gewissheit. Nie wieder Nachtbusse. Am Tag der Fahrt wartet man öde auf die Abreise und nach der Fahrt ist man meist so platt, dass der folgende Tag auch kaputt ist. Noch ein Gedanke festigt sich. Ich brauche Urlaub. Hört sich sicher komisch an, aber seit acht Monaten bin ich jetzt auf Tour. Nirgends war ich länger als 4 Nächte am Stück. Meist habe ich 4-5 Stationen pro Woche. Überall neue Sehenswürdigkeiten, Informationen und Gegebenheiten. Das ist alles schön und selbst gewollt. Ich beklage mich nicht. Aber es schlaucht. Also mache ich jetzt Urlaub. Urlaub vom Reisen. Ich drossle das Tempo etwas und hänge mich auf einer der vielen schönen Inseln in die Hängematte. Momentan bin ich allerdings noch nicht auf einer Insel, sondern in den Bergen.Kurz vor der Ernte Genauer gesagt in Banaue. Hier und in der Umgebung befinden sich die berühmten Reisterrassen. Die Höhenlage bringt angenehmere Temperaturen mit sich und so fällt mir der Ausflug nach Batad leichter. Wie die Ränge in einem Amphitheater ziehen sich die Reisterrassen die Bergflanken hinauf. Die Jahreszeit ist optimal. Der frische Reis leuchtet in der Sonne in strahlendem Grün. Beschauliches Batad. Strom nur mit Generator.
Die kurvige Landstraße nach Sagata fahre ich wieder mit dem Jeepney. Dieses öffentliche Transportmittel ist aus den im Zweiten Weltkrieg zurückgelassenen amerikanischen Willys Jeeps entstanden. Mittlerweile ackern unter den chromblitzenden und mit allerlei Verzierung garnierten Jeeps meist raue Diesel von Isuzu. Die langsame Fahrt lässt genug Zeit um die Landschaft zu genießen und ist zudem günstig. In Sagata besichtige ich eine Höhle und die hanging coffins. Reiche Philippinos haben sich früher ihren Sarg in die Felswände und an Höhleneingänge hängen lassen. Zum Teil sind die Särge 500 Jahre alt. Der jüngste soll von 1976 sein. Ich nehme mir ein Beispiel und hänge mich auch in das griffige Karstgestein. Allerdings nicht im Sarg sondern an einem Kletterseil. Tagsüber ist es hier noch so warm, dass man nicht nur beim Klettern in schwitzen kommt. Abends kühlt es jedoch deutlich ab, so dass ich sogar meine Softshell-Jacke brauche. Die Gäste in meiner Unterkunft treffen sich dann meist vor dem Hostel unter einem tollen Sternenhimmel an einer Feuerstelle. Das eine oder andere Bier hilft die klebrigen, aber gar nicht schlecht schmeckenden Marshmallows hinunterzuspülen. Die Stimmung in Sagata ist so entspannt, dass ich mein Versprechen bereits hier einlöse und vor dem nächsten Reisetag noch einen Urlaubstag einschiebe.
Leider geben die Philippinen Touristen nur ein Visum für 21 Tage. Um die gewünschten Inseln zu erreichen muss ich mich von Sagata loseisen. Zwei Busfahrten auf zum Glück regulären Sitzen bringen mich zurück nach Manila. Der erste Bus ging bereits um 5 Uhr morgens und es ist schon eine Weile dunkel bevor ich in meine Koje in dem 32 Betten Zimmer der Jugendherberge falle. Mein Flug nach Puerto Princessa auf Palawan verzögert sich um glatte vier Stunden. Wieder komme ich erst spät ins Bett und der Transfer nach El Nido geht auch wieder um 6:30 Uhr los. Irgendwo auf dem Weg verliere ich dann noch mein Reiseführer und das Pendel schlägt deutlicher den je Richtung Urlaub. Zum Glück bin ich jetzt am richtigen Fleck. BadewannentemperaturDie nächsten Tage genieße ich indem ich lange ausschlafe, lese, mir mein leckeres Abendessen vorher beim schnorcheln durch Taucherbrille ansehe und mit einem Kajak Richtung Sonnenuntergang paddle. Eine Bootstour bringt mich ins Bacuit Archipel zu den vielen Buchten der kleinen Inseln vor El Nido. Wie riesige Stücke Holzkohle ragen die schroffen schwarzen Felsen aus dem türkisenem Meer. Die Riffe sind zwar oft abgestorben, bunte Fische finden sich zum Glück noch reichlich. Dass nenne ich Urlaub.

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Neuseeland / Der Süden

Christchurch dürfte eigentlich nur Christ heißen. Denn das einstige Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale, ist dem Erdbeben im Februar 2011 zum Opfer gefallen.  Schwere Beschädigungen haben zum Abriss der Kirche geführt. Viele weitere Gebäude sind bei diesem Beben der Stärke 6,3 beschädigt worden. Man geht von 100.000 aus. Ca. 10.000 Häuser mussten bzw. müssen abgerissen werden. Mitten in der Stadt, wo einst die Kirche stand, ist nun Sperrgebiet. Rot =>  SperrgebietEinsturzgefährdete Häuser werden Stück für Stück abgetragen. Erstaunlich wie die Bewohner mit dem Chaos umgehen. Das Einkaufszentrum wird kurzerhand durch eine bunte Containerstadt ersetzt . In einer neu entstandenen Baulücke wurden einfach vier Lautsprecher und eine Diskokugel aufgehängt, in einer alten Münz-Waschmaschine ein Verstärker untergebracht und für zwei Dollar pro Stunde kann man seinen iPod anschließen und die Mittagspause durchtanzen. Und das beste ist, die Kiwis machen das auch noch. Die vielen Umleitungen und geänderten Buslinien nehmen alle gelassen. An jeder Ecke der Stadt wird gearbeitet. Handwerker gebe es genug, höre ich von den Leuten, aber Ingenieure fehlen…
Aber ich bin ja nicht zum arbeiten hier. Als suche ich mir wieder ein billiges Mietauto und starte durch. Entlang der Küste geht es nach Süden. Bei Moeraki schaue ich mir die kugelrunden Steine am Strand an. Bis zu 2,2m im Durchmesser habe diese mit Calcit zusammengeklebten Kugel aus Lehm und Ton. Immer wieder erstaunlich was die Natur so hervorbringt.Moeraki II
Am Südende von Neuseeland zieht es mich wieder ans Wasser. Eine ganze Weile muss ich an dem rauen Naturstrand entlang laufen, bis ich die ersten Seelöwen sehe. Drei Männchen und ein Weibchen liegen im Sand. Man kann so nahe gehen wie man sich traut. Die Tiere haben offensichtlich keine Angst vor Menschen. Andersrum kann ich das nicht unbedingt behaupten. Bis zu 450 Kilo können die Männchen wiegen. Trotzdem muss ich ganz schön aufpassen. Die Viecher sind auch außerhalb des Wassers ganz schön schnell unterwegs. Eine beeindruckende Begegnung. Seelöwen II
Invercargill ist eigentlich keine schöne Stadt. Aber hier gibt es den Laden der Männerherzen höher schlagen lässt. Bei E. Hayes and Sons Ltd. kann man Werkzeug, Angelsachen und Autozubehör kaufen. In der Autoabteilung läuft Metallica und zwischen den Regalen stehen Rennwagen, Oldtimer und viele schöne Motorräder. Unter anderem steht dort the world`s fastest Indian. Sie erzählt die wahre Geschichte von einem motorradverrückten Neuseeländer der mit seiner alten Indian aus dem Jahre 1920 Geschwindigkeitsrekorde in Bonneville USA aufstellte. Der Rekord aus dem Jahre 1967 ist bisher noch nicht gebrochen worden. Kein Wunder das solche eine Heldensaga Hollywood auf den Plan ruft und die Geschichte 2005 mit Antony Hopkins verfilmt wurde.
Mit dem world`s slowest Toyota fahre ich Richtung Milford Sound. Für meine Mittagspause wähle ich eine ruhige Stelle unten am Fluß. Die Pause fällt länger aus als mir lieb ist. Die Karre springt nicht mehr an. Unter der Haube finde ich dann auch die Ursache. Das Minuskabel der Batterie hat sich los vibriert und die Batterie nicht mehr genug Saft um das kleine Motörchen zu starten. Also laufe ich zurück zur Straße und warte auf ein Auto. Die Mietwagen lasse ich vorbeifahren. Die können ohnehin nicht helfen, denn Starterkabel haben die sicher auch nicht dabei. Dann ein Jeep. Kurz gewunken und schon sind wir zu dritt. Zwar haben die Jungs auch kein Starterkabel dabei, aber sie helfen mir das Auto den Berg hinauf zurück auf die Straße zu schieben und haben Werkzeug um das lose Kabel anzuschrauben. Wenn die Karre nicht auch noch ein Automatikgetriebe hätte, wären jetzt alle Probleme gelöst. Anschieben geht aber nur mit manuellem Getriebe. Die Kerle sind Musiker und glücklicherweise praktisch veranlagt. Kurzerhand wird der im Wald gefundene Wäscheständer (normal liegt hier nie was rum) auseinandergerupft, ab-isoliert und schon haben wir ein brauchbares Starterkabel. Die blanken Enden des alten Wäscheständers drücken wir auf die Batterien der beiden Das Auto läuft wieder und ich bedanke mich mit meinem Biervorrat aus dem Kofferraum.
Die Straße zum Milford Fjord ist traumhaft. Hab ich eigentlich schon gesagt, dass ich mein Motorrad vermisse? Kurze Wanderwege führen von der Straße hinein in den Wald zu schönen Seen und Wasserfällen. Der schöne Fjord ist ein würdiger Abschluss der tollen Straße. Milford Sound
Über Queenstown, der Adrenalin-Hochburg von Neuseeland, fahre ich weiter ins nahe gelegene Armstrong. Nahezu jede verrückte Freizeitbetätigung kann man in Queenstown machen. Oder mit sich machen lassen. Denn meist ist man Passagier  bei den Unternehmungen. Vielleicht mag ich es deshalb nicht so gern.
Die warmen Tage können die kalten Nächte nicht vergessen machen. Mein Zelt hat ausgedient. Die letzte Nacht habe ich mit Pudelmütze geschlafen und die Füße zusätzlich zum Schlafsack auch noch in den Rucksack gesteckt. Warm war es trotzdem nicht. Daran wird sich auch nicht viel ändern, den der nächste Halt ist an den Gletschern Fox und Franz Josef. Fox Gletscher IHier treffe ich auch Marta und Lukazs wieder. Die zwei Polen die ich bereits auf den Osterinseln kennen gelernt habe, sind auf kleinen 250er Suzukis unterwegs. In Auckland haben wir uns das letzte Mal gesehen und lose für ein Treffen auf der Südinsel verabredet. So viele Straßen gibt es hier unten nicht und so fahren wir uns tatsächlich über den Weg. Das Wetter wird schlechter und so würde ich heute das erste mal das kleine Motorrad nicht so gern gegen mein Auto tauschen. Der nahe Herbst verfärbt zumindest die Blätter der Bäume und bietet zu den unendlich vielen Schafherden einen willkommenen Kontrast. Über den Arthur-Pass, der schönsten Ost-West Verbindung im Land, geht es zurück Richtung Christchurch. Auf dem Pass muss ich, bzw. das Auto aber erst noch eine Attacke der frechen Keas überstehen. Innerhalb eines 10 minütigem Stopps auf der Passhöhe, knabbern mir die schrägen Ich wars nicht!Vögel das Plastik aus der Abdeckung der Dachreling. Damit komme ich allerdings noch gut weg. Bei einem Kleinbus zerbeißen sie die Kühlleitung der Klimaanlage auf dem Dach. Schnell weg!

Im nahen Hostel überrede ich einen anderen Gast zu einer Höhlentour. Ein Gebirgsbach hat einen 560 Meter langen Tunnel in den Berg gefressen. Anfangs ist das teils hüfttiefe Wasser gar nicht so kalt. Aber wir brauchen 40 Minuten durch das dunkle Labyrinth und danach sind die Zehen fast abgefrohren. Zum Glück ist heute ein sonniger Tag und die Füße schnell wieder warm.
Christchurch habe ich ja schon gesehen, und so fahre ich über den Lewis Pass zurück ins Landesinnere und weiter nach Norden in den Abel Tasman Park. Die schöne Strecke wird mir durch Regen vermiest. So lass ich die gelben Sandstrände links liegen und fahre weiter nach Picton. Der Queen Charlotte Drive entlang dem gleichnamigen Fjord beschert mir noch einmal jede Menge Kurven und schöne Ausblicke. In Picton gebe ich das Auto ab und fahre mit der Fähre nach Wellington. Obwohl das Wetter wieder besser wird und die Stadt viel zu bieten hat, stehen die Zeichen auf Abschied. Zwei Essen, drei Filme und elf Flugstunden bringen mich in eine andere Welt. Hongkong. 

Siehe auch Fotos / Neuseeland / Südinsel

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Kia Ora Neuseeland / Nordinsel

Auckland gefällt mir. Für eine 1,3 Millionen-Stadt geht es hier sehr entspannt zu. Selbst in der Innenstadt ist genug Zeit um Fußgänger über den Zebrastreifen zu lassen oder auf einer der vielen Bänke in einem Park seine Mittagspause zu verbringen. Dazu die Vielfalt an Kulturen und verschiedenen Menschen. Der gesichtstätowierte Maori, Farmer in Gummistiefeln, Leute im Businessdress und viele Einwanderer mischen sich scheinbar ohne Probleme. Besonders gut finde ich, dass jede dieser Kulturen ihr Essen mitgebracht hat. Weniger gut finde ich, dass ich nach vier Tagen immer noch keinen passenden fahrbaren Untersatz gefunden habe. Große Motorräder sind Mangelware und teuer. Die für knapp 700 Euro angebotene 150er Vespa wäre zwar ein stilechtes Fortbewegungsmittel, aber selbst der backen-bärtige Verkäufer aus dem Rollershop traut sich damit nicht über die Stadtgrenze. Autos gibt es zwar, aber nichts verlockendes. Und nachdem das einzige was in Neuseeland günstig zu sein scheint die Mietwagen sind, entscheide ich mich für einen Nissan Sunny aus dem vorherigen Jahrtausend. 14 Euro am Tag. Bei der Übergabe wird immerhin noch ein abgefahrener Reifen gewechselt. Einer! Zuerst geht es zu dem Schnäppchenladen warehouse. Hier erstehe ich ein Zelt, eine aufblasbare Isomatte (soviel Luxus muss sein), Schlafsack, Gaskartusche und einen Topf. Eigentlich wollte ich ja einen Campervan kaufen und habe deshalb meine Campingausrüstung aus Südamerika nach Hause geschickt. Aber wie so oft auf Reisen und im Leben kommt es anders als man denkt. Die nicht einmal Hundert Dollar habe ich nach ein paar günstigeren Campingplätzen gegenüber Hostels schnell wieder drin und das Zelt macht mich deutlich flexibler. Noch Essen einkaufen und dann geht es endlich weiter. Zuerst Richtung Norden nach Whangarei zu den Abby Coves. Bei einer kleinen Wanderung kommt Kalkstein, Wasser, viel Zeit und Moos man vorbei an verwitterten Kalksteinfelsen die wie vergessene, moos-bewachsene Skulpturen im Wald stehen. Das eigentlich Ziel sind aber die Abby Höhlen. Nur mit der Stirnlampe ausgestattet wate ich durch teilweise hüfthohes, eiskaltes Wasser. Absolute Dunkelheit. Da hilft das Wissen, dass es keine gefährlichen Tiere in Neuseeland gibt nur wenig. Es bleibt gruselig. In einer der Höhlen schalte ich das Licht meiner Stirnlampe aus und sehe die eigentliche Attraktion. Viele Glühwürmchen hängen an der Decke der Höhle und geben ein wenig Licht. Es sieht aus als würde man einen Sternenhimmel betrachten.
Auf den kurvigen Straßen bereue ich, nicht doch ein Motorrad gekauft zu haben. So schlingere ich halt mit einem 200.000km alten, ausgelutschten Nissan zu den Kauri Bäumen an der Westküste. Der Tane Mahuta (Gott des Waldes) ist mit ca. 2000 Jahren der älteste noch vorhandene Baum in Neuseeland. Noch beeindruckender ist aber der Te Matua Ngahere. 16.4 Meter UmfangDiese Bäume werden nicht sonderlich hoch, aber dick. So könnte  man um den Te Matua immerhin 6 Smart parken. 16,4 Meter Umfang!  In einem überteuerten Museum erfahre ich, dass Ende des 19ten Jahrhunderts noch ältere und deutlich dickere Bäume für die Holzindustrie gefällt wurden. Das Kauri-Holz eignet sich gut zum Bau von Schiffen und wird noch heute verwendet.
Das Wetter ist gut und so fahre ich den langen Weg quer nach Osten rüber auf die Halbinsel Coromandel. An einem weißen Traumstrand hat die Brandung eine Höhle in den Kalkstein gefressen. Wegen ihrer Form wird die Höhle auch Cathedral Cove genannt.Cathedral Cove. Eigentlich ein Tunnel und keine Höhle. Gleich in der Nähe ist auch der Hot Water Beach. Unter dem Strand liegen heiße Quellen und so kann man Löcher in den Sand buddeln und sich in einer warmen Badewanne das Meer ansehen.
Über kleine, teilweise geschotterte Straßen geht mein Weg nach Rotorura. Wai-O-Tapu ist eine sehr aktive thermische Zone. Kochend blubbernde Schlammtümpel, dampfende Höhlen, gelbe- grüne- rote Wassertümpel und ein Geysir der jeden Tag pünktlich um 10.15 Uhr ausbricht gibt es dort zu sehen. Die letzte Angabe hätte mich warnen sollen. Hat sie auch, aber wo ich schon mal da bin, zahl ich halt den Eintrittspreis und schau mir das Spektakel an. Vor geschätzten dreihundert Zuschauern betritt ein Ranger die Arena und informiert perfekt verkabelt durch die Lautsprecher über geologischen Fakten die ohnehin kaum einen interessieren. Dann kippt er drei Kilo Seife in den Geysir, schließlich ist schon 10.10 Uhr, und fünf Minuten später spuckt der Lady-Knox-Geysir Wasser und Seifenblasen. Eine Vorführung an der sich möglicherweise Kinder erfreuen, aber ein Naturerlebnis sieht anders aus. Man hätte auch einfach eine Pumpe anschmeißen oder ein paar Pfefferminzbonbon in eine Cola-Flasche geben können (siehe YouTube). Das Ergebnis wäre das gleiche gewesen.
Zurück auf die Straße. Entlang dem Lake Taupo geht es auf dem Highway Nummer Eins vorbei am Tongariro Nationalpark. Highway ist vielleicht etwas übertrieben. Denn Autobahnen gibt es in Neuseeland nur rund um Auckland. Aber zurück zum Tongariro. Für die Herr der Ringe Trilogie diente dieses Gebirge (digital verfremdet) als Kulisse. Die Vulkangegend wurde im Film zu Mordor, dem schaurigsten Ort auf Erden. Zum Glück ist es heute wolkenverhangen und ich sehe nicht viel davon. Entlang dem Fluss Whanganui geht es teilweise nur einspurig durch den dichten Wald. Ich vermisse mein Motorrad. Ich will ein Motorrad!Der Surf-Highway führt mich entlang der Küste zum Vulkan Taranaki. Zurück ins Inland geht es auf dem Forgotten World Highway. Kurve an Kurve, immer weiter ins Nichts. Wobei es gibt hier schon was. Schafe und Kühe. Davon sogar reichlich. Fast so viele wie Kurven.
Obwohl ich von dem Adrenalin-Tourismus der sich über das ganze Land zieht etwas genervt bin, überall runterspringen, Abseilen, Helikopterfliegen usw., lande ich doch in einer der Hochburgen für eben diesen Tourismus. In Waitomo wird der Wahnsinn auf die Spitze getrieben. Hier kann man einen Bungee-Jump machen, wird dann vom Schnellboot die Stromschnellen hoch gefahren um sie gleich wieder mit dem Gummiboot herunter zu raften. Zum Abschluss des Tages springt man dann noch aus einem Flugzeug. Vielleicht was für Leute mit wenig Zeit und viel Geld. Den vor dem Adrenalin muss erst mal Geld fließen. 635 Dollar kostet der Spaß. Sicher alles ganz lustig, aber nicht was ich suche. Mit dem eigenen Auto kann ich mir meine Tour selber zusammenstellen und fahre Abends zu einer Schlucht. Hier hat das Wasser über Jahrtausende zwei Naturbrücken übereinander aus dem Stein gespült. Doppelte NaturbrückeDas gefällt nicht nur mir, sondern auch den Glühwürmchen. Diesmal hängen tausende unter der Decke oder an den Wänden. Kostenlos und exklusiv.
Über kleine Straßen fahre ich zurück nach Auckland. Vorbei an Raglan, wo die beste lefthand-Surfwelle der Welt in die Manu Bay rollt. Der Surferfilm The endless summer wurde teilweise hier gedreht. Direkt am Flughafen gebe ich den wider erwarten zuverlässigen Nissan ab. Jetair fliegt mich nach Christchurch, auf die südliche der beiden neuseeländischen Inseln. Ich bin gespannt was mich dort erwartet.

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Südsee

Nach 5,5 Stunden Flug landet das Flugzeug der Air Tahiti pünktlich um 0:45 Uhr in Papeete. In der Empfangshalle warten zwei dicke Tahitianer mit kleinen Ukulelen und eine nicht ganz so dicke Tänzerin in buntem Gewand auf die Urlauber. Durch die 5 Stunden Zeitverschiebung zu der Osterinsel ist es gefühlt schon 6 Uhr morgens und den wenigsten ist nach einer Showeinlage zumute. Trotzdem, netter Empfang. Schnell noch den obligatorischen Blumenkranz und ab geht’s ins Luxusressort. Allerdings nicht für mich. Ich lege mich direkt auf dem Flughafen auf einer Bank eine Runde aufs Ohr. So spare ich das unverschämt teure Taxi (ca. 50 US für 15 Minuten) und eine Übernachtung im Hostel. Mit dem ersten öffentlichen Bus geht es nach Paea. Dummerweise steige ich zu früh aus und finde das Hostel nicht. Anscheinend liegt es 7 Kilometer entfernt. Na dann lauf ich besser mal los. Kurze Zeit später kommt der Fahrer des Pickups den ich eben nach dem Weg gefragt habe vorbei und sagt ich solle einsteigen. Er fährt mich bis vor die Tür. 1A-Sevice. Im Hostel sitzen bei frischem Baguette und Nutella zwei Deutsche die auch auf dem Campingplatz auf der Osterinsel waren. Mit jeder Minute wird es heißer und so verbringe ich mit Doreen und Matthias einen ruhigen Tag im Schatten. Der Besitzer des Hostels, ein Franzose, sagt es gehe den meisten hier so. Seine Unterkunft wird meist von Langzeitreisenden aus Europa gebucht die sich in der Mitte Ihrer Reise befinden. Meist wird der Aufenthalt dann ein Urlaub vom Reisen. Viel anzusehen gibt es auf Tahiti ohnehin nicht wie wir am nächsten Tag erfahren. Mit einem Mietwagen kutschieren wir die 110 Kilometer um die Insel herum. Alles ganz nett, aber nicht wirklich spektakulär. Auch die Strände sind nicht so berauschend wie ich vermutet hatte. Die meisten sind durch die Vulkanasche schwarz. Am nächsten morgen stürze ich mich mit Mathias zum Boogie-Borden in die Brandung. Auf diesen kleinen Surfbrettern kann man liegend  auf der Welle reiten. Normalerweise deutlich einfacher als echtes Surfen, aber bei dieser Brandung immer noch zu schwer. In kurzer Zeit verliere ich einen Badeschuh und Matthias etwas Haut als ihn eine Welle über den Strand zieht. Dann doch lieber wieder in die Hängematte und Geschichten zuhören wie Fred, der Hostel-Besitzer, seinen Militärdienst zwischen Atomtests und Windsurfen in den Buchten von Moorea verbracht hat. Zur kulinarischen Abwechslung (ganz Franzose) serviert er uns eine Brotfrucht direkt von einem Baum in seinem Garten. Mit dieser etwa fußballgrossen und etwas nach Kartoffel schmeckenden Frucht, so meint er, sei der Hunger in der Welt zu besiegen. Mit Fabian kommt ein weiterer Deutscher ins Hostel. Wie im Flug vergeht ein weiterer heißer Tag zwischen Hängematte, schnorcheln und der Ausarbeitung von Strategien zur Rettung der Welt. Irgendwann schaffe ich doch noch den Absprung nach Moorea. Und es lohnt sich. Hier sind sie, die leeren Traumstände mit türkieblauem Wasser und der gebogenen Palme. Traumhaft. OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs ist zwar genau so heiß wie auf den Nachbarinsel, dennoch herrscht ein anderes Klima. Nichts ist zu spüren von der Hektik in Papeete. Mit einem gemieteten Motoroller zuckle ich die ca. 60 Kilometer lange Rundstraße um die Insel. Spektakuläre Berge wechseln sich mit Traumstränden ab. Ein Luxus-Resort nach dem anderen. Alle großen Namen sind vertreten. Hyatt, Hilton und Co. Und so sieht man auf der Insel auch meist offensichtlich wohlhabende Rentner und Hochzeitspaare. Ganz beliebt, und entsprechend teuer, sind die sogenannten Überwasserbungalows. Von oben betrachtet sehen die schicken Hütten aber eigentlich nicht viel anders aus als eine Reihenhaussiedlung. OLYMPUS DIGITAL CAMERAZugegeben, die Lage ist nicht schlecht 😉 Ich verziehe mich wieder in meine Backpacker-Unterkunft. Auf der östlichen Seite der Insel haben wir den Luxushotels zumindest den Sonnenuntergang voraus. OLYMPUS DIGITAL CAMERAUnd die Bucht ist auch nicht schlechter. Abends stehe ich zusammen mit einem Engländer und einem Franzosen im kristallklaren Wasser und versuche mit etwas Brot und zu großen Angelhaken ein paar Fische zu fangen. Zwei gehen trotzdem dran. Die werden dann in grobe Stücke zerteilt und pünktlich zum Sonnenuntergang finden sich drei Stachelrochen im seichten Wasser ein um von uns von Hand gefüttert zu werden. Wahnsinn. DCIM100GOPRODer Franzose entfernt einem Rochen sogar einen Angelhaken aus dem Maul. Würden mir diese Viecher mit bis zu einem Meter Spannweite im offenen Meer begegnen, würde ich vermutlich einen Schock bekommen. Im knietiefen Wasser ist es jedoch kein Problem. Auch hier vergehen die Tage viel zu schnell. Und weil sich trotz Touristen und harten Dollars hier am Samstag und Sonntag keiner ein Bein ausreißt, kann ich nicht alles machen was ich gerne möchte.
Die Rückfahrt zu Fähre am Montag gestaltet sich wieder inseltypisch. Der angekündigte öffentliche Bus lässt ewig auf sich warten. Dafür hält der Schulbus. Er hat die gleiche Route und nimmt mich mit. Am Hafen angekommen will er nicht mal Geld. Ist ja ein Schulbus. Nur 17km breit, dafür 2500 Meter tief ist das Meer zwischen Moorea und Tahiti. Die Fähre bringt mich in 30 Minuten zurück in das drückend heiße und hässliche Papeete. Nach der Ruhe und Idylle auf Moorea erscheint mir die Stadt noch schlimmer. Große Freunde werden Papeete und ich nicht mehr und so mache ich mich auf zum Flughafen. Der Sprung über die Datumsgrenze steht an.

Mehr Traumstrände unter Fotos / Südsee

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Osterinsel / Rapa Nui

Rechtzeitig zu Ostern mein Bericht zu den Osterinseln:

Glücklicherweise habe ich einen Fensterplatz ergattert. Das Flugzeug dreht eine Schleife über den Vulkankrater von Ranu Kau und setzt zur Landung an. Schon von oben macht die Insel einen freundlichen Eindruck. Nach der Landung verstärkt sich dieses Gefühl. Kaum habe ich mein Gepäck eingesammelt, bekomme ich einen Blumenkranz umgehängt. Allerdings nicht wie erhofft von Hula-Hula-Mädchen im Bastrock, sondern von einem etwas korpulenten Typen. Dafür bringt mich Mauricio mit seinem Pick-Up zum Campingplatz. Ich habe für meinen Aufenthalt auf der Osterinsel ein kleines Zelt gemietet. Alle anderen Unterkünfte sind nahezu unerschwinglich. Zumal mit dieser Lage. Nicht umsonst steht neben dem Campingplatz ein Luxus-Hotel mit Zimmerpreisen ab 300 Euro aufwärts. Direkt am Meer mit toller Brandung, nahe zur Stadt und ruhig. Wobei, ruhig scheint es hier überall zu sein. Die Bewohner gehen ihren Aufgaben ohne Hektik und mit Gelassenheit nach. Wenn man über die Straße will halten alle Autos an, egal ob dort ein Zebrastreifen ist oder nicht. Sehr angenehm. Die ersten beiden Tage laufe ich nur ein bisschen im Ort herum, genieße die Sonnenuntergänge OLYMPUS DIGITAL CAMERAund die sehr leckeren Empanadas (Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen) aus der kleinen Bäckerei um die Ecke. Am Abend des zweiten Tages mache ich mich zu einer Wanderung auf. Vorbei an Höhlen mit Resten von alter Wandmalerei geht es stetig den Berg bzw. den Vulkan hinauf. Alles Land ist hier vulkanisch entstanden. Irgendwann komme ich aus dem spärlichen Wald zu dem kreisrunden Krater den ich bereits vom Flugzeug aus gesehen habe. Ranu Kau. Wie ich später erfahre heißt das auf polnisch vornehm ausgedrückt: Morgentoilette. In der Sprache der Rapa Nui heißt es sicher etwas anderes. Entlang der Kante geht der Wanderweg weiter Richtung Vogelinsel. Diese kleine vorgelagerte Insel spielte in der  Vergangenheit eine wichtige Rolle im Leben der Insulaner. Man vermutet, dass der bestimmende Volksstamm auf der Insel durch einen regelmäßig stattfindenden Wettkampf ermittelt wurde. Dabei musste schnellstmöglich ein Vogel-Ei von der kleinen Insel auf die Osterinsel gebracht werden. Kevin Kostner hat darüber sogar einen Film gedreht, der von den Einheimischen aber eher belächelt wird. Immerhin dient der Film, der drei mal die Woche in einem Hotel gezeigt wird, zur Einstimmung. Denn alle Aufnahmen wurden vor Ort gemacht. Der nächste Tag ist der erste auf dieser Reise, an dem ich eine Aktion verschiebe, weil das Wetter schlecht ist. Zum Glück nimmt der Lavastein die Feuchtigkeit schnell auf, so dass es trotz starkem Regen keine Pfützen gibt und in meinem Zelt weiter gemütlich bleibt. Außerdem hat der Campingplatz eine große Küche und einen Aufenthaltsraum wo sich leicht die Zeit verbringen lässt. So lerne ich auch Marta und Lucas kennen. Zwei Polen mit denen ich mir den Jeep für die Besichtigung der Insel teile. Durch den Regentag kommen noch zwei Schweizer dazu. Die Miete fürs Auto wird dadurch weniger, wie auch der Platz im kleinen Jeep. Die Truppe passt zusammen und mit bestem Wetter haben wir einen tollen Tag. Wir fahren zuerst zu den sieben Moais. Ein Moai ist ein Kopf aus Stein. OLYMPUS DIGITAL CAMERADiese Skulpturen stehen auf der ganzen Insel verteilt herum. Man vermutet, dass es sich dabei um Denkmäler für wichtige Menschen auf der Insel handelte. Und eben diese sieben Moais die wir zu erst besichtigen, sollen für die ersten sieben Menschen sein die zur Besiedelung der Osterinsel ausgesandt wurden. Deshalb sind diese auch als einzige auf das Meer hinaus ausgerichtet. Vorbei an vielen anderen Statuen die meist unrenoviert und umgefallen sind, geht es zum Vulkan Ranu Raraku aus dessen Gestein die Figuren gemacht sind. Nur mit Faustkeilen aus Stein wurden diese Moais aus den Wänden geklopft. Angefangene und fertige, aber noch nicht abtransportierte Moais stehe am Fuße des Berges und lassen die baumlose Gegend noch unwirklicher erscheinen. OLYMPUS DIGITAL CAMERAVor lauter Steinköpfen ganz weich in der Birne, wollen wir das schöne Wetter nutzen und fahren zum einzigen Strand der Inseln an dem man baden kann. Natürlich finden wir auch dort Steinköpfe. Über 900 sollen es auf der gerade mal 13 km breiten und 24 km langen Insel sein. Damals muss es ganz schön langweilig gewesen sein damit man sich so etwas  einfallen lässt.
Wir haben den Jeep 24 Stunden gemietet. Das gibt uns die Möglichkeit die 15 Moais an der Ostküste bei Sonnenaufgang zu betrachten. Bis alle Mitfahrer zusammengetrommelt sind und der richtige Weg gefunden ist, wird es schon langsam hell. Also fahre ich etwas forscher und unterschreite die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Insel von 60 km/h nicht ein einziges Mal bis wir doch noch rechtzeitig die Sonne aus dem Meer hinter den Moais aufsteigen sehen. OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuf dem Rückweg fängt es wieder zu tröpfeln an. Der Regen bleibt die nächsten zwei Tage und macht weitere Exkursionen nicht sinnvoll. Aber alles Wichtige habe ich gesehen  und so schnappe ich mir ein Buch und entspanne. In Internet surfen ist keine Alternative. Hier werden die Kilobytes noch einzeln von Telefonmast zu Telefonmast getragen. Und was die damit am Ende der Insel machen kann ich nur vermuten. Auch so verfliegt die Zeit und es heißt wieder Koffer bzw. Rucksack packen. Weiter zum nächsten Entschleuniger. Französisch Polynesien!

Mehr Steinköpfe und andere Motive unter Fotos / Osterinsel
Frohe Ostern!

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